Samstag, 1. Juni 2013

Hochwasser-Jonglierlauf in und um Erlangen oder Jogglers Blues

Eine Starkregenpause wird im Niederschlagsradar sichtbar und ich raffe mich am späteren Samstagnachmittag kurzfristig auf zum letzten und einzigen Long-Jog zwischen den Marathons (nach White Peak und in Vorbereitung auf Fürth). Entsprechend mit Beanbags. Es ist trüb, leichter Nieselregen. Nicht einladend. Fühle mich nicht richtig motiviert. Also Kamera mitnehmen, ein Ziel setzen und es kommt mir nur die Hochwasserlage in den Sinn. So ziehe ich mit meinen vier Beanbags los und irgendwie komme ich mir gleich komisch vor. Clown in regengetränkter Manege? 
An der ersten Brücke treffe ich auf Andere mit Kameras, die ebenso die Lage festhalten.
Foto, Kamera wegstecken, wieder los - jonglieren und laufen. Ein paar Jugendliche rufen 'Cool' und ich bedanke mich. Das bleibt heute die Ausnahme. Ich begegne Spaziergängern mit mürrischen Gesichtern angesichts der tagelangen Wetterlage. Mein Jonglieren kann heute kaum jemanden zum Lächeln bringen, das erlebe ich selten. Die Hochwasseransichten sind teilweise skurril.
Meine Gefühle gemischt. Fotografisch immer ein Motiv, für die Natur zu viel, für manche Anwohner und viele Bauern ein Desaster.
Ich laufe aus Erlangen heraus mit Ziel Dechsendorfer Weiher, keine Leute, keine mürrischen Gesichter und auf dem Weg zu natürlichem Gewässer. Aber eineinhalb Kilometer vor dem See ist Schluss.
Der Weg vollkommen überflutet. Umorientierung zum Rhein-Main-Donau-Kanal. Erbautes Gewässer. Ein Läufer kommt entgegen auf der westlichen Kanalseite, freundlich - ein bisschen Wir-Gefühl. Die dritte Brücke, Büchenbach, und zurück auf der Ostseite. Das Wasser ist hier irgendwie immer gleich - außer im Winter. Nochmal die Brücke über die Regnitzwiesen. Wieder seit Längerem ein Fotomotiv. Eine junge Frau fotografiert am nächsten Pfeiler.
Anerkennende Worte als ich jonglierend weiterlaufe. Danke. Ich genieße es wie selten. Es ist mein 21.Kilometer. Durch die City - hier wirken die Straßen für Samstagabend vor Ladenschluss leerer als sonst, aber zumindest herrscht hier keine unmittelbare Wasserdramatik. Die letzten zwei Kilometer nach Osten durch lange Straßenzüge. Das Jonglieren steht nicht mehr zur Diskussion, ist nun schon lange automatisiert. Die Beine sind das Thema. Ein zügiger 10km-Benefizlauf vor zwei Tagen und der Marathon vor zwei Wochen sitzen noch in den Muskelzellen. Ich ziehe es durch und komme nach 25 Kilometern zu hause an. 
Und genieße das warme Wasser aus der Dusche.

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